Fasten

Fasten nach Hildegard von Bingen

Nicht nur auf unseren Körper wirkt sich eine Fastenkur positiv aus. Vor allem für Geist und Seele ist das Fasten äußerst gesund. Der bewusste und zeitlich begrenzte Verzicht ist dabei nicht mit gesundheitsschädlichem Hungern zu verwechseln. Bereits im 12. Jahrhundert erkannte die Benediktinerin Hildegard von Bingen, wie reinigend, inspirierend und heilend eine durchdachte Fastenkur sein kann. Nachfolgend stelle ich Ihnen daher die von ihr entwickelten vier Varianten des Heilfastens vor.

Hildegard von Bingen (1098 – 1179) gilt als Heilige und Prophetin. Mit ihren Visionen konnte sie Papst Eugen III. überzeugen und hat sich mit ihren Abhandlungen zur Heilkraft und Wirkung von Pflanzen verewigt. Bereits mit zehn Jahren trat sie ins Benediktiner-Kloster ein, wo sie sich an strenge Fastenregeln halten musste. So eignete sich sich tiefgehende Kenntnisse zu den Folgen des Fastens an. Dank ihrer ausgeprägten Beobachtungsgabe und ihrem Fleiß entstand ein wertvoller Wissensschatz, auf den wir heute zurückgreifen können. 

Die wichtigsten Heilmethoden der Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen erkannte bereits früh die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes in der Medizin.
Ihre Grundsätze lauten:

  • Ernährung sollte der Gesunderhaltung dienen und Krankheiten vorbeugen.
  • Heilkräuter sollten täglich als Tee, Salbe, Tinktur oder Gewürz verwendet werden.
  • Edelsteine sollten sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet die Behandlung unterstützen.
  • Zur Ausleitung, also Entgiftung und Reinigung, sollte in erster Linie gefastet werden. Zusätzlich können andere Verfahren angewendet werden.
  • Die seelische Reinigung erfolgt durch Musik und Meditation. Aber auch Gebete, Hoffnung und Liebe wirken unterstützend.
Die vier Fastenkuren

In ihrer Praxis stellte Hildegard von Bingen fest, dass das Heilfasten auf die individuelle Verfassung eines jeden Menschen abgestimmt werden sollte. Mit ihren vier Fastenkuren bietet sie daher verschiedene Alternativen an: 

1 – Dinkel-Obst-Gemüse-Fasten

Dinkel wird bei Hildegard von Bingen zum Dreh- und Angelpunkt. Denn es lässt sich vielfältig verarbeiten und ist reich an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen. Grundlage dieser Fastenkur sind Dinkelbrot und -flocken sowie Obst und Gemüse. Auf tierische Fette und Fleisch wird hingegen verzichtet. Weiterer wichtiger Aspekt dieser Fastkur sind Heilkräuter wie wilder Thymian, Zimt, Galgant, Bertram, Beifuß und Muskatnuss. Diese Kur ist also leicht durchzuführen. Zudem empfiehlt Hildegard von Bingen ausreichend Bewegung an frischer Luft und einen kurzen Mittagsschlaf. Sämtliche Arbeiten sollten Sie ganz bewusst verrichten.

2 – Dinkel-Reduktionskost 

Auch diese Fastenmethode lässt sich leicht über mehrere Monate durchhalten: Bei der Dinkel-Reduktionskost essen Sie an jedem zweiten Tag drei Mal Dinkelbrot, bis Sie sich satt fühlen. Mittags können Sie das Brot durch einen Kopfsalat mit weich gekochten Dinkelkörnern ersetzen. Kauen Sie jeden Bissen bewusst und trinken Sie dazu Fencheltee. An den anderen Tagen essen Sie viel Obst, Gemüse und Dinkel in jeder Form. Auch etwas Fisch und ein wenig Fleisch dürfen Sie zu sich nehmen. Auf Schweinefleisch, Zucker und Alkohol sollten Sie jedoch generell verzichten. 

3 – Dinkel-Brot-Fasten 

Nach Hildegard von Bingen sollen Sie in der dritten Stufe drei Mal täglich altes Dinkelbrot essen. Dazu trinken Sie reichlich Kräutertee. Auch hier orientieren Sie sich an Ihrem persönlichen Sättigungsgefühl. Bereiten Sie sich auf den Fastenbeginn mit fettarmer, fleischloser Ernährung vor. Verzichten Sie dabei auch auf Hartkäse. Wichtig ist hingegen die Einnahme von Bärwurz-Birnenhonig – am Morgen und am Abend. 

4 – Hildegard-Saft-Fasten 

Komplett auf feste Nahrung verzichten Sie in der letzten Stufe. Diese dauert etwa acht bis zehn Tage. Hier führen Sie Ihrem Körper viel Flüssigkeit zu: Kräutertees, Brühe (die auch püriertes Gemüse enthalten kann), sowie frische Obst- und Gemüsesäfte sind Bestandteile dieser Fastenkur. Pro Kilogramm Körpergewicht sollten Sie mindestens 35 ml Flüssigkeit aufnehmen. Auch hier sollten Sie vor Beginn zwei Entlastungstage einlegen, an denen Sie weder Alkohol, Fett, Fleisch und Zucker noch Koffein konsumieren. Stattdessen beginnen Sie auch hier wieder mit Bärwurz-Birnenhonig.

Der beste Zeitpunkt zum Fasten

Der optimale Zeitraum für eine Fastenkur ist die Zeit unmittelbar nach Vollmond. Denn der abnehmende Mond unterstützt die reinigende Wirkung zusätzlich. Die Termine hierfür finden Sie in meinem Gesundheitsmond Mondkalender.